Willkommen auf unserem neuen Blog oder auch das #Kalendergate

24. Januar 2013 Gesine Aus dem Leben bei uns

Eigentlich wollte ich den Blog nicht so Hals über Kopf starten und als ersten Artikel hatte ich mir auch was anderes vorgestellt – aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und daher starte ich jetzt mit einem Statement über unseren meinungsspaltendsten Artikel, den Nerd Dreams Kalender, der gerade auf Twitter unpopuläre Beliebtheit erreicht hat.

Für die, die nicht zugegen waren, hier die Kurzzusammenfassung: Anfang Januar hatten wir den Nerd Dreams Kalender ins Sortiment aufgenommen, einen Kalender, auf dem auf 12 Seiten nicht nur (vollständig bekleidete) Models, sondern auch verschiedene Computer abgebildet sind.

Für mich war das zunächst unproblematisch, zwar war man bei uns im Team überwiegend der Ansicht, dass der Kalender aus verschiedenen Gründen nicht sonderlich schön gemacht sei, aber das ist ja wie so vieles Geschmackssache.

Ich habe nicht daran gedacht, dass sich jemand angegriffen fühlen könnte – die Frauen sind, wie bereits erwähnt, angezogen, ihr Posen größtenteils weder sexy noch lasziv, es sind einfach junge Frauen mit Computern, mehr nicht. Ich persönlich finde in dem gesamten Kalender nichts, was darauf hindeutet, dass die abgebildeten Frauen auf erniedrigende Weise objektiviert oder gar abgewertet würden, aber lasst uns offen darüber diskutieren, weiter unten mehr dazu.

Eventuell könnte man uns vorwerfen, dass er nicht ganz zum Rest unseres Angebotes passt, was sicherlich kein völlig haltloser Vorwurf wäre.

Den Text zum Kalender habe ich (Gesine) übrigens selbst geschrieben. Ich hatte das Ding in meinem Büro liegen, fand ihn persönlich eher albern und lustig und habe mir überlegt, wie man ein solches offensichtlich nicht ernst zu nehmendes Produkt am unterhaltsamsten beschreiben könnte – und bin darauf eingestiegen, die Ironie, die dem Produkt innewohnt, in den Text zu übertragen. Heraus kam das, was Ihr dort lesen könnt. Ich persönlich mag den Text und finde ihn amüsant, er passt auch zum Kalender. Das Feedback unter meinen Kollegen war gut, selbst meine tendenziell eher feministisch denkende Kollegin Valerie fand ihn lustig, so dass ich dachte „alles gut“.

So, was ist nun weiter passiert? Jemand bei Twitter hat ihn ge-re-posted und es hagelte Kritik von feministischer Seite – Am Produkt, am Namen des Produktes, am Text. Ich habe mal versucht, ein paar Beispiele herauszusuchen, damit sich hoffentlich jeder ein Bild machen kann.

Mein Job als Social Media Manager (oder Managerin^^) wäre es gewesen, professionell (!) und sachlich (!) damit umzugehen – Leider habe ich gefailed.

Ich bin auch nur ein Mensch und Social Media ist mehr als nur ein Job, es ist eine Aufgabe. Bevor ich aufstehe, schaue ich nach, was bei Facebook, Twitter & Co. los ist und bevor ich Abends die Augen zu mache, schaue ich im Bett ebenfalls noch mal nach. Ich identifiziere mich sehr mit der Aufgabe und mit der Firma (das muss auch so sein, sonst kann man diesen Job einfach nicht gut machen). Doch genau darin liegt auch ein Problem – wenn es (aus meiner Sicht zunächst einmal unberechtigte) Kritik gibt, nehme ich das persönlich. Es ist nicht immer ganz leicht, im Sinne der Firma ruhig und besonnen zu handeln und ich als eher impulsiver Typ habe da gelegentlich so meine Schwierigkeiten mit. Das darf nicht passieren, ist klar, aber nun ist es eben doch mal passiert – daher schreibe ich nun diese Erklärung – mit ein wenig Abstand auf die Ereignisse und dem Blick auf die Fragestellung, wie wir alle zusammen nun zu einer Einigung kommen können.

Mein Chef möchte dazu auch noch etwas sagen:

Verantwortlich für die Entscheidung, den Kalender ins Sortiment zu nehmen, war ich, einer der Geschäftsführer von getDigital, Philipp. Grundsätzlich ist es uns sehr wichtig, dass Menschen gleichbehandelt werden und das niemand benachteiligt oder denunziert wird.

So bin ich persönlich z.B. für die Einführung einer Frauenquote und es ist mir sehr wichtig, dass wir bei getDigital intern eine Atmosphäre haben, bei der tendenziell frauenfeindliche Sprüche klar unerwünscht sind. Dies setzen wir auch durchaus aktiv durch. Ich bin mir aber unsicher, ab welchem Punkt Erotik zu objektivierend ist: Grundsätzlich denke ich, dass die Darstellung eines leicht bekleideten Frauen- oder Männerkörpers in Ordnung geht und auch eine gewisse Objektivierung lässt sich bei Erotik sicherlich nicht immer vermeiden, aber natürlich muss man aufpassen, dass hierbei eine Grenze nicht überschritten wird.

Diese Grenze habe ich beim Nerd Dreams Kalender als nicht überschritten angesehen, aber vielleicht war ich dabei zu leichtfertig, da er offenbar bei einigen Kunden auf starke Kritik stößt. Auch den Produkttext, den wir dazu geschrieben haben, fand ich in Ordnung, da er meiner Meinung nach das schwierige Thema mit Ironie ein wenig aufgelockert hat. Ich bin aber durchaus lernbereit, was denke ich auch angesichts unserer manchmal ja auch satirischen Produkte nötig ist.

Ich würde mich freuen, wenn wir hier eine lebhafte Diskussion über das Thema eröffnen könnten. Ich verspreche, dass wir vollkommen ergebnisoffen diskutieren, d.h., dass ich durchaus auch bereit bin, den Kalender aus dem Sortiment zu nehmen oder den Text zu ändern. Bitte seht es mir aber nach, wenn ich meist erst in den Abendstunden antworten kann, es gibt wirklich viel zu tun bei uns :)

Edit um ca. 18:20 Uhr: Link auf Tweet von @Throni entfernt, da er in der Vergangenheit extrem beleidigende Tweets zu einem ähnlichen Thema geposted hat. Vielen Dank @tr4nt0r für den Hinweis.

Tags: Chef, Feminismus, Kalender, Kalendergate, Kritik, Nerd Dreams, Produkte

Gesine

Gesine war bei uns die Ansprechpartnerin für Euch auf Facebook und Twitter. Leider hat sie uns Anfang Dezember 2014 verlassen :(

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